Wenn wir uns selbst austricksen: 4 Arten, nicht hinzusehen
Ich kenne das gut: Etwas trifft mich, und noch bevor ich es bewusst merke, habe ich schon dichtgemacht.
Es ist ein Schutzsystem. Mein System zieht sich zusammen. Der Blick verengt sich, alles will nur eins: Kontrolle behalten.
Mit der Zeit habe ich vier typische Reaktionen verfolgt, erst bei anderen, dann bei mir. Es ist leichter, Dinge bei anderen zu bemerken.
Hier kommen die kleinen Strategien, um Abstand zu gewinnen, wenn etwas eigentlich näherkommen will. Und die Reihenfolge ist bedeutsam.
1. Deny – Ich will nicht, dass etwas wahr ist
Das ist die schnelle, harte Abwehr. Etwas fühlt sich bedrohlich an, und ich sage innerlich: „Nein. Das stimmt nicht. So bin ich nicht. So ist es nicht. Es kann nicht sein.„
In Sekunden ziehe ich Mauern hoch und tue so, als wäre da nichts.
Deny hält die Welt scheinbar stabil. Aber nur, weil ich wegschiebe und nicht hinschaue.
2. Reduce – So schlimm ist es ja gar nicht
Hier werde ich geschmeidiger. Ich gebe zu, dass da etwas ist, aber nur in Miniaturformat.
„Ja, das war unangenehm, aber halb so wild.“
Ich verkleinere das, was mich eigentlich berührt. So kann ich das Gefühl behalten, Herr der Lage zu sein. Ich opfere dabei aber die Tiefe, in der sich wirklich etwas bewegen würde.
3. Confuse – Ich weiß gar nicht mehr, was stimmt
Wenn ich hier lande, wird alles schwammig. Ich denke im Kreis, sortiere, analysiere, erkläre, relativiere.
Ich glaube, ich würde Klarheit suchen, aber in Wahrheit meide ich sie.
Verwirrung ist bequemer als Erkenntnis. Sie erlaubt mir, weiterzudenken, ohne etwas ändern zu müssen.
4. Be Ignorant – Ich will’s gar nicht wissen
Das ist die stillste Form der Abwehr. Ich spüre, dass etwas in mir ruft, aber ich drehe die Lautstärke runter und ablenkende Dinge drehe ich so richtig auf, bis hin zum Drama. Ich beschäftige mich, scrolle, arbeite. Auch ein schöner Effekt: ich erkläre mich für zu müde, was paradoxerweise häufig stimmt.
Ignoranz ist kein Versagen, sie ist manchmal einfach ein Zeichen, dass ich noch nicht bereit bin, oder überfordert.
Noch nicht jetzt.
Und dann?
Mit dem bewussten Erkennen mache ich erste Schritte.
Diese Strategien zeigen mir nicht, dass ich versage. Sie zeigen mir deutlich, dass ich mich schütze. Und das ist meistens gut so.
Irgendwann, nach genug Umwegen, kommt der Moment, in dem ich hinschaue.
Deny. Reduce. Confuse. Be Ignorant.
Und dann vielleicht: Acknowledge.
Das ist der Punkt, an dem aus Abwehr Bewusstheit wird.
